Hach, was war das letzte Woche erquickend: Rund um das Saison-Eröffnungsspiel der Berliner Hertha gegen den FC Bayern posaunte es von überallher, wie schön es doch ist, dass die Bundesliga wieder losgeht nach der langen Sommerpause.
Dass die Sommerpause gar nicht so lang und fußballfrei war und in Frankreich gar eine wunderbare Weltmeisterschaft ausgespielt wurde, ging dabei irgendwie an vielen vorbei. Aber von einem Sender, der Lothar Matthäus als Fußballphilosoph untertitelt, sollte man auch keine Wunder erwarten.
Da wir uns über derlei jedoch ausgiebig genug geärgert haben, erfreuen wir uns lieber am ebenfalls vergangene Woche erfolgten Start der Frauen-Bundesliga, die jetzt Flyeralarm Frauen-Bundesliga heißt. Doch der Abgang der Allianz als Namenssponsor ist nicht das einzig Neue zur Jubiläums-Saison.
Free-TV-Sender Eurosport überträgt für die nächsten drei Jahre das Freitags-Spiel, womit die Liga einen festen Platz (18.30 Uhr) im wöchentlichen Fernseh-Kalender hat. Erfreulicherweise sind die Freitagsansetzungen dabei bisher gut durchmischt, sodass wir in den Genuss von so ziemlich jeder Mannschaft kommen dürften.
Außerdem lässt sich gar die Sportschau am Samstag in der ARD dazu herab, vereinzelt Highlights zu zeigen. Die Umbenennung in Bundesligaschau dürfte damit erst einmal vom Tisch sein.
So viel zu den wichtigsten Neuerungen.
Nicht neu sind (wir kommen jetzt auf's Sportliche zu sprechen) die Favoritinnen. Die heißen weiterhin VfL Wolfsburg und Bayern München. Und auch, wenn die Saison mit zwei Spieltagen noch nicht sonderlich alt geworden ist, widersprechen beide Teams mit zwei Siegen dieser Rolle bisher nicht.
Dass jetzt zunächst mal zwei Wochen Ligapause anstehen (EM-Qualifikation und DFB-Pokal), muss als Grund ausreichen, auf die bisherigen Wochenenden zu schauen, die durchaus Interessantes zeigten.
Der Tabellenführer heißt nämlich Hoffenheim. 10 zu 1 Tore nach zwei Spielen ist sogar besser als die Torfabrik VfL. Dabei half sicherlich, dass Aufsteiger Jena sich bei der 1:6-Heimpleite gegen Hartig (Traumtor), Billa und Co. noch nicht so recht wieder mit der Erstligaluft akklimatisiert hatte - ebenso wie Wolfsburgs schmaler 1:0-Erfolg gegen den SC Sand. Der hätte zwar durchaus höher ausfallen können. Doch Sand bewies, dass man einiges auf dem Kerbholz hat und fegte an Spieltag 2 doch tatsächlich Essen mit 3:0 deutlich vom Platz. Das kann sich sehen lassen.
Nicht weniger überraschend war für mich die 1:0-Niederlage der Freiburgerinnen bei Bayer Leverkusen. Der SC bekommt nach der nicht gerade erfolgreichen letzten Saison (Platz 7) noch nicht in die Gänge. Nach der Auftaktpleite daheim gegen München (1:3) darf man mit 0 Punkten zurecht von einem verpatzten Ligastart sprechen.
Die Bayern-Frauen dagegen beginnen ziemlich perfekt. Dem ersten Spieltag folgte ein 3:0 gegen Frankfurt. Die Neuzugänge greifen. Was die Münchnerinnen zeigen ist nicht immer spielstark, am Ende aber effektiv.
Deutlich ineffektiver zeigte sich Aufsteiger FF USV Jena. Am Wochenende gelang in Potsdam die zwischenzeitliche Führung zum 2:1 - vierzehn Minuten später stand's allerdings 2:5, am Ende 2:6. Allerdings: Die Thüringerinnen begannen auch die letzte Spielzeit schwach und stiegen schließlich auf. Dass man dieses Jahr entsprechend Meister wird, ist also kaum von der Hand zu weisen.
Rekordmeister 1.FFC Frankfurt konnte sich wiederum gegen die Turbinen behaupten und den Heimauftakt 3:2 gewinnen. Dass Eurosport-Premieren-Freitagsspiel war ein richtig packendes und hat allein schon Lust auf mehr gemacht. Der Rest der beiden Spieltage tat sein Übriges.
Ich bin gespannt, wer sich an der Tabellenspitze wird halten können und wer den Dreikampf gegen den Abstieg für sich entscheidet - Jena, Duisburg oder Köln.
Wird Freiburg zu alter Form finden und Essen den Sand-Sturm abhaken können? (Ja, der Wortwitz war Absicht)
Bayern oder Wolfsburg an der Spitze? Oder doch ein anderes Team? Auch von Platz drei bis acht scheint alles möglich.
Der Anfang einer spannenden Bundesliga-Saison ist gemacht. Und wir dürfen uns schon sehr auf die nächsten Spiele freuen.
Mittwoch, 28. August 2019
2 von 22 // Der Auftakt in die Bundesliga-Saison der Frauen
Montag, 1. Juli 2019
Probleme // WM-Aus für Frankreich und Deutschland
Die Viertelfinals sind gespielt. Die USA, England, Niederlande und Schweden stehen im Halbfinale der Fußball-WM der Frauen 2019. Gastgeber Frankreich hat es nicht geschafft - ein Problem. Und wenn wir die deutsche Brille aufsetzen, haben wir auch noch ein zweites.
Bereits in meiner Betrachtung der Favoritinnen (hier) wies ich darauf hin, dass Frankreich 2019 Ähnliches blühen könnte, wie Deutschland 2011. Und tatsächlich sind die Parallelen erstaunlich: Große Aufmerksamkeit, riesige Hoffnungen für den Frauenfußball im eigenen Land, Ausscheiden bereits im Viertelfinale.
Für den Frauenfußball in Deutschland war die WM 2011 insgesamt kontraproduktiv, die Zuschauerzahlen etwa gehen seit dem in der höchsten Spielklasse stetig zurück. Zwar hatte die Frauen-Bundesliga noch immer großes Gewicht im europäischen Vergleich, doch auch die stellt heute keine Champions-League-Sieger mehr. Der Frauenfußball hierzulande begann, an Bedeutung und Aufmerksamkeit zu verlieren.
Auf das Nachbarland könnte nun Ähnliches zukommen. Denn auch die Französinnen hätten dieses Spiel gegen die USA nicht verlieren müssen. Immerhin gibt es auch Unterschiede: 2011 hatten nicht viele mit Japan gerechnet. Auch wenn das Team später Weltmeister wurde, blieb das Ausscheiden eine Enttäuschung - insbesondere weil die DFB-Auswahl als klarer Favorit ins Rennen ging, nachdem man die beiden letzten Weltmeisterschaften gewinnen konnte. Solche Erfolge im Vorfeld konnte Frankreich nicht annähernd vorweisen und spielte überdies selbst gegen die amtierenden Weltmeisterinnen und vermeintlich stärkste Mannschaft. Das relativiert die Ernüchterung - und hoffentlich auch die Folgen.
Die Niederlage Deutschlands gegen Schweden indes ist eine, über die ich ausführlicher schreiben möchte und die ich im Zusammenhang mit dem gesamten Turnier sehe. Denn es gibt einiges, was ich hinterfragen muss.
Einerseits die taktische Ausrichtung und die Spielidee von Martina Voss-Tecklenburg. Fakt ist: Die Bundestrainerin hatte gerade mal so ein halbes Jahr, um ihr Team zu finden und ihr Konzept an die Frau zu bringen. Fakt ist aber auch, dass sie eine intakte Mannschaft übernahm. Während der Vorbereitung wirkte es so, als würde sie auf diesem Fundament aufbauen wollen. Doch bei der WM machte die Auswahl einen anderen Eindruck auf mich. Alex Popp & Co. blieben gegen defensiv gut stehende Gegner nahezu ungefährlich und ließen spielerische Ideen für den Torerfolg vermissen. Immer wieder lief man sich fest, traute sich immer wieder in den falschen Momenten den Torschuss, der dann abgeblockt wurde, ließ im Flügelspiel immer wieder Probleme bei den Flanken - sowohl in Timing als auch Zielgenauigkeit - sichtbar werden.
Besser lief es gegen Südafrika und Nigeria. Doch bei allem Respekt: Beide sind nicht mit Spanien oder Schweden zu vergleichen. (China lass' ich mal außen vor, das war sowieso ein ganz eigenes Spiel.)
Die ersten vier Begegnungen der WM blieb das Team von Martina Voss-Tecklenburg also ohne Gegentreffer. Leider schien sich irgendjemand darauf tatsächlich etwas einzubilden, war dieser Umstand doch allein gegnerischer Abschlussschwäche und einer Menge Glück zu verdanken. Doch dazu später noch.
Gegen die Skandinavierinnen lief es dann in den ersten 20 Minuten richtig gut. Mit Tempo und Spielwitz nach vorne, überall eine Anspielstation, belohnt mit dem sehenswerten 1:0. So wollten wir das alle sehen.
Der unnötige Ausgleich erwuchs einem schwedischen Befreiungsschlag. Die kapitale Fehleinschätzung und daraus resultierende Unfähigkeit von Hegering, den Ball wegzuköpfen, foppte dann auch gleich Doorsoun und Simon, die im Gegensatz zu Jakobsson nicht antizipierten und nicht mehr eingreifen konnten. 1:1.
Was dann folgte, wird für mich unbegreiflich bleiben. Plötzlich war die gesamte hervorragende Spielanlage weg, jeder spielerische Faden verloren. Dass man nun doch ein Gegentor kassierte, stieg den Akteurinnen offenbar derart in den Kopf, dass sie an den guten Beginn nicht mehr anknüpfen konnten. Auf einmal spielte man wieder gegen China. Diesmal ohne Happy End.
Nachdem man sich zuvor von Partie zu Partie etwas steigerte, gelang dies gegen Schweden nicht. Im Gegenteil. Dabei brauchen wir ein Fußballspiel nicht zum Hexenwerk zu erheben, um zu wissen, dass die Gründe vielfältig sein dürften - und für mich auch schon vorher im Turnier zu sehen waren.
Insbesondere setze ich hier bei der Personalauswahl an. Beispiel Caro Simon. Sie spielte auf der linken Abwehrseite für Verena Schweers und man merkte ihr an, dass sie nicht so richtig im Spielfluss war. Das soll jetzt nicht heißen, dass sie nicht hätte spielen sollen. Vielmehr hätte sie zuvor mehr spielen sollen. Denn Schweers hat eine schwache WM gespielt, brachte hinten selten Sicherheit und war offensiv gar nicht zu gebrauchen. Vom Eckball auf Leupolz gegen Südafrika abgesehen kam von ihr gefühlt nicht ein einziger brauchbarer Ball in den generischen Strafraum.
Sara Doorsoun begann gegen China schwach und verunsichert, verbesserte sich dann jedoch deutlich und machte ein insgesamt besseres Turnier als ihre Partnerin in der Innenverteidigung, Marina Hegering. Dass die Bundestrainerin an ihr festhielt, hatte seine Gründe, sicher. Ich bleibe allerdings dabei, dass Hegering mich nicht überzeugt.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit gegen Schweden die verletzte und nicht eingespielte Dzsenifer Marozsán zu bringen und zu erwarten, dass sie die Partie an sich zieht, war - soviel können wir im Nachhinein sicherlich sagen - ein Fehler. Allerdings einer, der vorhersehbar war. Unabhängig davon, dass ich immer ein Gegner davon bin, die Leistung einer Mannschaft von einer Spielerin abhängig zu machen (wohin Voss-Tecklenburg beinahe schon tendierte), wäre mir die Variante, sie von Beginn an zu bringen und zu schauen, wie weit es geht, deutlich lieber gewesen. Letztlich hatte Maro keinen Einfluss auf das Spiel, der Wechsel war völlig verschenkt. Warum wurde keine Klara Bühl gebracht? Die zeigte gegen Spanien einen starken Auftritt und war als Joker dort gut in der Lage, Lücken zu reißen und gefährlich zu werden. Besonders gegen Schweden hätte das helfen können und wäre für mich aussichtsreicher gewesen, als die Einwechslung von Marozsán.
Was war mit Melanie Leupolz? Gegen Nigeria ging sie zur Halbzeit raus, war sichtbar fertig. Möglicherweise bekam ihr die extreme Hitze nicht. Ich kann ihre Nichtberücksichtigung sonst nicht erklären. Voss-Tecklenburg übrigens auch nicht. Die merkte bereits nach dem China-Spiel an, dass sie Leupolz' Auswechslung dort nach 60 Minuten sportlich nicht recht rechtfertigen konnte. Sie wollte sie schonen, denn sie setze aber auf sie, weil sie eine Spielerin ist, die man im Turnier noch brauchen würde. Im Viertelfinale gegen Schweden allerdings nicht. So hat Leupolz nicht ein einziges Spiel durchgespielt. Naja, immerhin Kräfte gespart.
Selbst eine Svenja Huth hatte keine glückliche Zeit auf dem Platz. Sie war - wie immer - enorm engagiert und laufstark. Doch auch ihr gelang wenig. Auch sie traf zu oft die falschen Entscheidungen.
Was wir gesehen haben im letzten Viertelfinalspiel war kein Schock, kein überragender Gegner, kein Leistungseinbruch. Es war ein Zusammenschnitt des WM-Verlaufs aus deutscher Sicht. Lichte Momente und phasenweise Dominanz. Aber ebenso Abwehrfauxpas und Ideenlosigkeit.
Auch wenn eine deutsche Niederlage nicht notwendig war: die Schwedinnen haben nach einer couragierten Leistung einen historischen Fluch beendet (24 Jahre kein Pflichtspielsieg gegen Deutschland) und dafür muss man gratulieren. Statistiken, wie auch die über ein Jahr andauernde Ungeschlagen-Serie für Deutschland, bedeuten auf dem Platz aber eben gar nichts.
Für die DFB-Elf wäre spätestens im Finale vermutlich auch Schluss gewesen. Wenn man die Spiele der USA und Englands sieht, muss man feststellen, dass deren Spielanlage deutlich reifer ist. Wenn man sieht, wie klug die Lionesses umschalten, wie schnell sie vorm Tor stehen können, wie effektiv sie in der Chancenverwertung sind und in der Lage, in den knappsten Momenten die richtigen Entscheidungen zu treffen, erkennt man, dass die deutsche Fußballnationalmannschaft der Frauen noch einen weiten Weg vor sich hat.
Den wird sie mit Martina Voss-Tecklenburg gehen, deren Position freilich nicht zur Debatte steht. Doch er wird nicht über das Olympische Turnier nächstes Jahr in Tokio führen, was ich besonders schade finde. Dieser Weg wird allerdings von mehr begleitet werden müssen, als ein paar taktischen Kniffen. Der deutsche Frauenfußball gerät weiter ins Hintertreffen. Andere Nationen entwickeln sich, auch in den heimischen Ligen, besser. Hier müssen schleunigst die Strukturen hinterfragt werden. Außer der Bundestrainerin sind also die Vereine und der DFB selbst ebenfalls gefragt. Wenn der DFB-Vize-Dings jetzt von einem "tollen Auftritt" spricht, zeigt das allerdings wieder deutlich, wie ernsthaft man sich mit den Problemen beschäftigen will. Denn für den Frauenfußball in Deutschland hat dieses Ergebnis gewiss keine positiven Auswirkungen
Doch um heute nicht nur negativ zu wirken: Ich wünsche unseren Spielerinnen alles Gute. Ich weiß, ihr habt alles gegeben und seid noch enttäuschter, als jeder Zuschauer vor dem Fernseher oder im Stadion. Kopf hoch! Knabbert dran, dann schüttelt es ab und kommt stärker zurück! Bald ist wieder EM.
Bereits in meiner Betrachtung der Favoritinnen (hier) wies ich darauf hin, dass Frankreich 2019 Ähnliches blühen könnte, wie Deutschland 2011. Und tatsächlich sind die Parallelen erstaunlich: Große Aufmerksamkeit, riesige Hoffnungen für den Frauenfußball im eigenen Land, Ausscheiden bereits im Viertelfinale.
Für den Frauenfußball in Deutschland war die WM 2011 insgesamt kontraproduktiv, die Zuschauerzahlen etwa gehen seit dem in der höchsten Spielklasse stetig zurück. Zwar hatte die Frauen-Bundesliga noch immer großes Gewicht im europäischen Vergleich, doch auch die stellt heute keine Champions-League-Sieger mehr. Der Frauenfußball hierzulande begann, an Bedeutung und Aufmerksamkeit zu verlieren.
Auf das Nachbarland könnte nun Ähnliches zukommen. Denn auch die Französinnen hätten dieses Spiel gegen die USA nicht verlieren müssen. Immerhin gibt es auch Unterschiede: 2011 hatten nicht viele mit Japan gerechnet. Auch wenn das Team später Weltmeister wurde, blieb das Ausscheiden eine Enttäuschung - insbesondere weil die DFB-Auswahl als klarer Favorit ins Rennen ging, nachdem man die beiden letzten Weltmeisterschaften gewinnen konnte. Solche Erfolge im Vorfeld konnte Frankreich nicht annähernd vorweisen und spielte überdies selbst gegen die amtierenden Weltmeisterinnen und vermeintlich stärkste Mannschaft. Das relativiert die Ernüchterung - und hoffentlich auch die Folgen.
Die Niederlage Deutschlands gegen Schweden indes ist eine, über die ich ausführlicher schreiben möchte und die ich im Zusammenhang mit dem gesamten Turnier sehe. Denn es gibt einiges, was ich hinterfragen muss.
Einerseits die taktische Ausrichtung und die Spielidee von Martina Voss-Tecklenburg. Fakt ist: Die Bundestrainerin hatte gerade mal so ein halbes Jahr, um ihr Team zu finden und ihr Konzept an die Frau zu bringen. Fakt ist aber auch, dass sie eine intakte Mannschaft übernahm. Während der Vorbereitung wirkte es so, als würde sie auf diesem Fundament aufbauen wollen. Doch bei der WM machte die Auswahl einen anderen Eindruck auf mich. Alex Popp & Co. blieben gegen defensiv gut stehende Gegner nahezu ungefährlich und ließen spielerische Ideen für den Torerfolg vermissen. Immer wieder lief man sich fest, traute sich immer wieder in den falschen Momenten den Torschuss, der dann abgeblockt wurde, ließ im Flügelspiel immer wieder Probleme bei den Flanken - sowohl in Timing als auch Zielgenauigkeit - sichtbar werden.
Besser lief es gegen Südafrika und Nigeria. Doch bei allem Respekt: Beide sind nicht mit Spanien oder Schweden zu vergleichen. (China lass' ich mal außen vor, das war sowieso ein ganz eigenes Spiel.)
Die ersten vier Begegnungen der WM blieb das Team von Martina Voss-Tecklenburg also ohne Gegentreffer. Leider schien sich irgendjemand darauf tatsächlich etwas einzubilden, war dieser Umstand doch allein gegnerischer Abschlussschwäche und einer Menge Glück zu verdanken. Doch dazu später noch.
Gegen die Skandinavierinnen lief es dann in den ersten 20 Minuten richtig gut. Mit Tempo und Spielwitz nach vorne, überall eine Anspielstation, belohnt mit dem sehenswerten 1:0. So wollten wir das alle sehen.
Der unnötige Ausgleich erwuchs einem schwedischen Befreiungsschlag. Die kapitale Fehleinschätzung und daraus resultierende Unfähigkeit von Hegering, den Ball wegzuköpfen, foppte dann auch gleich Doorsoun und Simon, die im Gegensatz zu Jakobsson nicht antizipierten und nicht mehr eingreifen konnten. 1:1.
Was dann folgte, wird für mich unbegreiflich bleiben. Plötzlich war die gesamte hervorragende Spielanlage weg, jeder spielerische Faden verloren. Dass man nun doch ein Gegentor kassierte, stieg den Akteurinnen offenbar derart in den Kopf, dass sie an den guten Beginn nicht mehr anknüpfen konnten. Auf einmal spielte man wieder gegen China. Diesmal ohne Happy End.
Nachdem man sich zuvor von Partie zu Partie etwas steigerte, gelang dies gegen Schweden nicht. Im Gegenteil. Dabei brauchen wir ein Fußballspiel nicht zum Hexenwerk zu erheben, um zu wissen, dass die Gründe vielfältig sein dürften - und für mich auch schon vorher im Turnier zu sehen waren.
Insbesondere setze ich hier bei der Personalauswahl an. Beispiel Caro Simon. Sie spielte auf der linken Abwehrseite für Verena Schweers und man merkte ihr an, dass sie nicht so richtig im Spielfluss war. Das soll jetzt nicht heißen, dass sie nicht hätte spielen sollen. Vielmehr hätte sie zuvor mehr spielen sollen. Denn Schweers hat eine schwache WM gespielt, brachte hinten selten Sicherheit und war offensiv gar nicht zu gebrauchen. Vom Eckball auf Leupolz gegen Südafrika abgesehen kam von ihr gefühlt nicht ein einziger brauchbarer Ball in den generischen Strafraum.
Sara Doorsoun begann gegen China schwach und verunsichert, verbesserte sich dann jedoch deutlich und machte ein insgesamt besseres Turnier als ihre Partnerin in der Innenverteidigung, Marina Hegering. Dass die Bundestrainerin an ihr festhielt, hatte seine Gründe, sicher. Ich bleibe allerdings dabei, dass Hegering mich nicht überzeugt.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit gegen Schweden die verletzte und nicht eingespielte Dzsenifer Marozsán zu bringen und zu erwarten, dass sie die Partie an sich zieht, war - soviel können wir im Nachhinein sicherlich sagen - ein Fehler. Allerdings einer, der vorhersehbar war. Unabhängig davon, dass ich immer ein Gegner davon bin, die Leistung einer Mannschaft von einer Spielerin abhängig zu machen (wohin Voss-Tecklenburg beinahe schon tendierte), wäre mir die Variante, sie von Beginn an zu bringen und zu schauen, wie weit es geht, deutlich lieber gewesen. Letztlich hatte Maro keinen Einfluss auf das Spiel, der Wechsel war völlig verschenkt. Warum wurde keine Klara Bühl gebracht? Die zeigte gegen Spanien einen starken Auftritt und war als Joker dort gut in der Lage, Lücken zu reißen und gefährlich zu werden. Besonders gegen Schweden hätte das helfen können und wäre für mich aussichtsreicher gewesen, als die Einwechslung von Marozsán.
Was war mit Melanie Leupolz? Gegen Nigeria ging sie zur Halbzeit raus, war sichtbar fertig. Möglicherweise bekam ihr die extreme Hitze nicht. Ich kann ihre Nichtberücksichtigung sonst nicht erklären. Voss-Tecklenburg übrigens auch nicht. Die merkte bereits nach dem China-Spiel an, dass sie Leupolz' Auswechslung dort nach 60 Minuten sportlich nicht recht rechtfertigen konnte. Sie wollte sie schonen, denn sie setze aber auf sie, weil sie eine Spielerin ist, die man im Turnier noch brauchen würde. Im Viertelfinale gegen Schweden allerdings nicht. So hat Leupolz nicht ein einziges Spiel durchgespielt. Naja, immerhin Kräfte gespart.
Selbst eine Svenja Huth hatte keine glückliche Zeit auf dem Platz. Sie war - wie immer - enorm engagiert und laufstark. Doch auch ihr gelang wenig. Auch sie traf zu oft die falschen Entscheidungen.
Was wir gesehen haben im letzten Viertelfinalspiel war kein Schock, kein überragender Gegner, kein Leistungseinbruch. Es war ein Zusammenschnitt des WM-Verlaufs aus deutscher Sicht. Lichte Momente und phasenweise Dominanz. Aber ebenso Abwehrfauxpas und Ideenlosigkeit.
Auch wenn eine deutsche Niederlage nicht notwendig war: die Schwedinnen haben nach einer couragierten Leistung einen historischen Fluch beendet (24 Jahre kein Pflichtspielsieg gegen Deutschland) und dafür muss man gratulieren. Statistiken, wie auch die über ein Jahr andauernde Ungeschlagen-Serie für Deutschland, bedeuten auf dem Platz aber eben gar nichts.
Für die DFB-Elf wäre spätestens im Finale vermutlich auch Schluss gewesen. Wenn man die Spiele der USA und Englands sieht, muss man feststellen, dass deren Spielanlage deutlich reifer ist. Wenn man sieht, wie klug die Lionesses umschalten, wie schnell sie vorm Tor stehen können, wie effektiv sie in der Chancenverwertung sind und in der Lage, in den knappsten Momenten die richtigen Entscheidungen zu treffen, erkennt man, dass die deutsche Fußballnationalmannschaft der Frauen noch einen weiten Weg vor sich hat.
Den wird sie mit Martina Voss-Tecklenburg gehen, deren Position freilich nicht zur Debatte steht. Doch er wird nicht über das Olympische Turnier nächstes Jahr in Tokio führen, was ich besonders schade finde. Dieser Weg wird allerdings von mehr begleitet werden müssen, als ein paar taktischen Kniffen. Der deutsche Frauenfußball gerät weiter ins Hintertreffen. Andere Nationen entwickeln sich, auch in den heimischen Ligen, besser. Hier müssen schleunigst die Strukturen hinterfragt werden. Außer der Bundestrainerin sind also die Vereine und der DFB selbst ebenfalls gefragt. Wenn der DFB-Vize-Dings jetzt von einem "tollen Auftritt" spricht, zeigt das allerdings wieder deutlich, wie ernsthaft man sich mit den Problemen beschäftigen will. Denn für den Frauenfußball in Deutschland hat dieses Ergebnis gewiss keine positiven Auswirkungen
Doch um heute nicht nur negativ zu wirken: Ich wünsche unseren Spielerinnen alles Gute. Ich weiß, ihr habt alles gegeben und seid noch enttäuschter, als jeder Zuschauer vor dem Fernseher oder im Stadion. Kopf hoch! Knabbert dran, dann schüttelt es ab und kommt stärker zurück! Bald ist wieder EM.
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Mittwoch, 12. Juni 2019
Schwer getan // Kurzer Rückblick auf den ersten Gruppen-Spieltag
13:0. Dreizehn! Ja, die US-Amerikanerinnen gingen als haushohe Favoritinnen in das Duell gegen Thailand und haben gezeigt, weshalb. Aber haben wir wirklich mit einem neuen WM-Rekordsieg gerechnet?
Nia Künzer hat das jedenfalls nicht. Die ehemalige Nationalspielerin (und Golden Goal-Schützin im WM-Finale 2003) ist als Expertin für ARD tätig und sagte erst kürzlich, dass sie in diesen Zeiten Kantersiege wie etwa das 8:0 Deutschlands gegen China bei Olympia 2004 nicht mehr erwarte. Zu sehr sei der Frauenfußball in der breite gewachsen, zu eng die WM-Teilnehmerinnen zusammengerückt.
Dass das stimmt, kann man durchaus an den Ergebnissen des ersten Vorrundenspieltages, den die USA und Thailand gestern Abend abschlossen, ablesen:
Deutschland müht sich gegen China, England hatte am Ende gegen Schottland mehr Gegenwehr, als erwartet, die Niederlande und auch Kanada blieben minimalistisch mit knappen 1:0-Siegen, Japan sogar gänzlich torlos gegen Under-Under-Underdog Argentinien.
Doch es gab auch souveräne Auftritte. Frankreich hatte im Eröffnungsspiel keine Mühe mit Südkorea, Brasilien siegte deutlich 3:0, ebenso wie Norwegen. Wieso? Haben diese Team es besser gemacht?
Auch, aber nicht nur.
Diese Ergebnisse waren deutlich, weil die Gegner Südkorea, Nigeria oder Jamaika es den Favoritinnen - hart formuliert - leicht machten. Sie hatten kein taktisches Konzept, um erfolgreich die Stärken der "Großen" einzuschränken.
Italien wusste, dass man möglichst wenig Gegentore kassieren darf, selbst treffen ist gegen Australien immer drin. Argentinien mauerte sich diszipliniert hinten ein und verteidigte sich aufopferungsvoll gegen ideenlose Japanerinnen. China hätten nur noch Knüppel gefehlt.
Aber: Deutschland, Spanien und Co. haben auch selbst keine Glanzleistungen vollbracht. Verteidigung ist immer "einfacher" als Angriff. Daher bedarf es auch hier Lösungen - und zwar neuer. Ballbesitz kann hoch sein, weil man einfach besser ist, ist für sich genommen heute aber kein Erfolgsrezept mehr. Wenn sich die Spanierinnen wie gegen Südafrika den Ball stellenweise wie beim Handball am gegnerischen Sechzehnmeterraum zuschieben, dabei jedoch nicht in der Lage sind, Chancen zu kreieren oder zu schießen, ohne dass der Ball direkt abgeblockt wird, können sie sich auf die 65%, die am Ende in der Statistik stehen, ein Eis backen. Insbesondere gegen gut organisierte Defensivabteilungen hat man das wieder gemerkt.
Denn noch eine andere Qualität zeichnete beispielsweise Frankreich aus: Die Chancenverwertung. Und hierbei geht es gar nicht mal direkt um den Abschluss an sich, sondern vielmehr den berühmten letzten Pass. Und den vorletzten. Hier stimmten viel zu oft Ziel und Timing nicht.
Fußball ist auch deshalb ein so schönes Spiel, weil neben der Mannschaft und der Zusammenarbeit in dieser noch ein anderer Faktor evident ist: individuelle Entscheidungen. Das Team muss (beispielsweise) der ballführenden Spielerin Optionen geben, für welche Pass- oder Schussrichtung sie sich entscheiden kann - die Spielerin muss dann die richtige Entscheidung treffen. Im Idealfall, bevor ihr jemand den Ball wegnimmt. Und dann muss sie diese Entscheidung auch noch korrekt umsetzen. Es spielen viele Faktoren eine Rolle, die man in ihrer Komplexität nicht vor einem Spiel trainieren kann. Diese Faktoren sind in Summe dafür ausschlaggebend, ob eine Mannschaft den Weg bis ins Finale gehen oder nach der Vorrunde die Koffer packen kann - selbst, wenn sie individuell noch so stark besetzt ist.
Ein generelles Problem sehe ich hier allerdings noch nicht. Für alle Teams war es das erste Spiel. Ein wenig wurde noch probiert, ein wenig hat man festgestellt: Okay, so geht es nicht.
Man darf gespannt sein auf die zweite Runde. Darauf, was die Teams gelernt haben, wie sie mit den knappen und auch mit den deutlichen Erfolgen und Misserfolgen umgehen und was sie ändern werden.
Nia Künzer hat das jedenfalls nicht. Die ehemalige Nationalspielerin (und Golden Goal-Schützin im WM-Finale 2003) ist als Expertin für ARD tätig und sagte erst kürzlich, dass sie in diesen Zeiten Kantersiege wie etwa das 8:0 Deutschlands gegen China bei Olympia 2004 nicht mehr erwarte. Zu sehr sei der Frauenfußball in der breite gewachsen, zu eng die WM-Teilnehmerinnen zusammengerückt.
Dass das stimmt, kann man durchaus an den Ergebnissen des ersten Vorrundenspieltages, den die USA und Thailand gestern Abend abschlossen, ablesen:
Deutschland müht sich gegen China, England hatte am Ende gegen Schottland mehr Gegenwehr, als erwartet, die Niederlande und auch Kanada blieben minimalistisch mit knappen 1:0-Siegen, Japan sogar gänzlich torlos gegen Under-Under-Underdog Argentinien.
Doch es gab auch souveräne Auftritte. Frankreich hatte im Eröffnungsspiel keine Mühe mit Südkorea, Brasilien siegte deutlich 3:0, ebenso wie Norwegen. Wieso? Haben diese Team es besser gemacht?
Auch, aber nicht nur.
Diese Ergebnisse waren deutlich, weil die Gegner Südkorea, Nigeria oder Jamaika es den Favoritinnen - hart formuliert - leicht machten. Sie hatten kein taktisches Konzept, um erfolgreich die Stärken der "Großen" einzuschränken.
Italien wusste, dass man möglichst wenig Gegentore kassieren darf, selbst treffen ist gegen Australien immer drin. Argentinien mauerte sich diszipliniert hinten ein und verteidigte sich aufopferungsvoll gegen ideenlose Japanerinnen. China hätten nur noch Knüppel gefehlt.
Aber: Deutschland, Spanien und Co. haben auch selbst keine Glanzleistungen vollbracht. Verteidigung ist immer "einfacher" als Angriff. Daher bedarf es auch hier Lösungen - und zwar neuer. Ballbesitz kann hoch sein, weil man einfach besser ist, ist für sich genommen heute aber kein Erfolgsrezept mehr. Wenn sich die Spanierinnen wie gegen Südafrika den Ball stellenweise wie beim Handball am gegnerischen Sechzehnmeterraum zuschieben, dabei jedoch nicht in der Lage sind, Chancen zu kreieren oder zu schießen, ohne dass der Ball direkt abgeblockt wird, können sie sich auf die 65%, die am Ende in der Statistik stehen, ein Eis backen. Insbesondere gegen gut organisierte Defensivabteilungen hat man das wieder gemerkt.
Denn noch eine andere Qualität zeichnete beispielsweise Frankreich aus: Die Chancenverwertung. Und hierbei geht es gar nicht mal direkt um den Abschluss an sich, sondern vielmehr den berühmten letzten Pass. Und den vorletzten. Hier stimmten viel zu oft Ziel und Timing nicht.
Fußball ist auch deshalb ein so schönes Spiel, weil neben der Mannschaft und der Zusammenarbeit in dieser noch ein anderer Faktor evident ist: individuelle Entscheidungen. Das Team muss (beispielsweise) der ballführenden Spielerin Optionen geben, für welche Pass- oder Schussrichtung sie sich entscheiden kann - die Spielerin muss dann die richtige Entscheidung treffen. Im Idealfall, bevor ihr jemand den Ball wegnimmt. Und dann muss sie diese Entscheidung auch noch korrekt umsetzen. Es spielen viele Faktoren eine Rolle, die man in ihrer Komplexität nicht vor einem Spiel trainieren kann. Diese Faktoren sind in Summe dafür ausschlaggebend, ob eine Mannschaft den Weg bis ins Finale gehen oder nach der Vorrunde die Koffer packen kann - selbst, wenn sie individuell noch so stark besetzt ist.
Ein generelles Problem sehe ich hier allerdings noch nicht. Für alle Teams war es das erste Spiel. Ein wenig wurde noch probiert, ein wenig hat man festgestellt: Okay, so geht es nicht.
Man darf gespannt sein auf die zweite Runde. Darauf, was die Teams gelernt haben, wie sie mit den knappen und auch mit den deutlichen Erfolgen und Misserfolgen umgehen und was sie ändern werden.
Samstag, 1. Juni 2019
Die Favoritinnen // Wer gewinnt die WM 2019?
Wenn wir uns als Zuschauer auf eine Weltmeisterschaft vorbereiten, müssen wir freilich auch darüber sprechen, wer das Turnier gewinnen wird. Naturgemäß sind sich hier selten alle einig, weshalb diese Frage gern in stammtischähnlichen Runden diskutiert wird.
Da es hier in Leipzig wochenlang nur das DFB-Pokalfinale (der Männer) als Thema gab, konnte ich einen solchen Stammtisch leider auch nach Wochen intensivster Sucher nicht finden.
Also diskutiere ich mit euch geneigten Lesern ein bisschen bzw. tue einfach mal meine Meinung dahingehend kund, wer für mich zu den Teams zählt, die realistische Chancen auf den Titel haben und auch solche, die eine größere Rolle spielen könnten.
Eines noch vorweg: Bei den Prognosen bin ich nicht auf eventuelle Aufeinandertreffen während der KO-Phase eingegangen.
USA // Die von Jill Ellis trainierten US-Girls sind die amtierenden Weltmeisterinnen und wollen das natürlich auch bleiben. Die Chancen stehen nicht schlecht, denn Alex Morgan und Co. spielen seit vielen Jahren erfolgreich zusammen - tatsächlich aber auch schon so lange, dass nach der WM wohl einige Spielerinnen ihren Abschied verkünden dürften. Carli Lloyd, Megan Rapinoe, Becky Sauerbrunn, Ali Krieger sind teils deutlich über dreißig. Könnte die Überalterung ein Problem sein? Eher unwahrscheinlich. Auch wenn Lloyd nicht mehr ganz die Weltklasse von 2015 mitbringt, gehört sie immer noch zu den Besten, die es gibt, während Rapinoe tatsächlich die Beste der Welt ist. Und über mangelnden Nachwuchs kann man sich ebenso nicht beschweren.
Überhaupt ist der US-Kader wohl der individuell am stärksten besetzte, von der Torhüter-Position abgesehen. Genau dieses Wissen könnte die Mannschaft aber auch in eine gewisse Selbstverständlichkeit führen, die sie zum stolpern bringt. Doch auch wenn das passiert, sprechen wir hier immer noch von den US-Girls, denen man eines definitiv zugestehen muss:
Sie geben niemals auf. Niemals.
Prognose: Finale
Deutschland // Die deutsche Mannschaft hat keinen catchy Spitznamen à la US-Girls, Lionesses, Oranje Leeuwinnen oder ähnliches, aber dafür den frechsten, provokantesten und schon echt geilsten Werbespot aller Teilnehmerinnen. Außerdem hat sie mit Martina Voss-Tecklenburg die vermutlich einzige Trainerin bei dieser WM, die sich mit ihrem Team (Schweiz) nicht für Frankreich qualifizieren konnte - und trotzdem dabei ist.
Und sie hat Dzsenifer Maroszan.
Doch die deutsche Auswahl auf eine einzige Spielerin herunterzubrechen, wird ihr nicht annähernd gerecht. Da ich auf die einzelnen Nominierungen bereits in einem anderen Beitrag (hier und hier) eingegangen bin, verzichte ich an dieser Stelle darauf und bemerke: Für Deutschland ist bei der WM alles drin. Ein für alle völlig überraschendes Ausscheiden in der Vorrunde wird es nicht geben, ab dem Achtelfinale kommt es auf Gegner und Tagesform an. Ein gutes Turnier ist auf jeden Fall möglich und hierfür wünsche ich unserem Team den größtmöglichen Erfolg. Nicht, weil der DFB sich in den vergangen Jahren so aufgerieben hat für den Frauenfußball. Sondern weil die Mädels im weiß-schwarz-rot-goldenen Trikot großartige junge Frauen sind, die ihr letztes Hemd für ihren Sport geben und sich eine tolle WM einfach verdient haben.
Prognose: Halbfinale
Frankreich // Deutschland im Sommer 2011. Ein neues Sommermärchen sollte es werden. Die Weltmeisterschaft im eigenen Land. Das souveräne Weiterkommen in der Vorrunde mit drei Siegen gegen Frankreich, Kanada und Nigeria. Der dritte Titel vor Augen. Öffentliche Aufmerksamkeit wie nie. Und dann das Aus nach Verlängerung gegen Japan (Lena Goeßling wird sich schmerzlich erinnern).
Dass die am Ende Weltmeisterinnen wurden, änderte nichts daran, dass ein Ausscheiden im Viertelfinale eine Enttäuschung war. Der geplante Boom blieb aus. Auch die Zuschauer in der Frauen-Bundesliga in der Folge. In der Retrospektive mutet das Turnier hierzulande wie ein Bruch an.
Warum ich das bei Frankreich schreibe? Nicht weil ich in der Zeile verrutscht bin, sondern weil die Voraussetzungen für mich bei den Französinnen zum Teil ähnlich sind. Frauenfußball ist im Kommen, man stellt die beste Vereinsmannschaft Europas (O. Lyon) und hat großartige Spielerinnen, die nun zum großen Turnier im eigenen Land antreten. Das ist nicht nur eine tolle Präsentationsmöglichkeit und Ehre, sondern auch sehr viel Druck. Die Erwartungshaltung wird enorm sein.
Wenn es der Mannschaft von Corinne Diacre gelingt, den medialen Druck auszublenden und den Hype zu nutzen, kann es für Frankreich ganz nach oben gehen. So sehr es mich schmerzt, das nach dem Diebstahl von Elsaß-Lothringen ( ;) ) zu sagen: Ich würde es Ihnen gönnen.
Wendie Renard, Amandine Henry, Eugénie Le Sommer, Sarah Bouhaddi, Delphine Cascarino - ich könnte noch eine Weile lang weitermachen. Die französische Auswahl ist gespickt mit erfahrenen und talentierten Spielerinnen, die jeden Gegner schlagen können.
Und diesmal werden sie das auch.
Prognose: Weltmeisterinnen
England // Wer (internationalen) Frauenfußball verfolgt, dürfte die großartige Aktion des englischen Verbandes mitbekommen (und gefeiert) haben. Jede Spielerin bekam einen prominenten "Paten" - von Prinz William über David Beckham bis Emma Watson -, der in kurzen Videos öffentlich die Nominierung der jeweiligen Akteurin preisgab. Es ist nicht schwer zu begreifen, dass sich die Lionesses eine Menge vorgenommen haben und aus der Heimat kräftig unterstützt werden sollen. Getränkehersteller Lucozade Sport hat mit den Engländerinnen (ähnlich wie die Commerzbank mit dem DFB) kürzlich noch einen Werbespot nachgelegt, der mir Gänsehaut bereitete und mich auf das Team heiß macht.
Bei dem ganzen Aufbau wäre ein zeitiges Ausscheiden eine herbe Enttäuschung, doch das wird nicht passieren.
Die Ladies von der Insel sind längst in der Weltklasse angekommen. Spätestens der Sieg beim auch dieses Jahr hochkarätig besetzten SheBelieves-Cup (USA, Japan, Brasilien) untermauert die Ansprüche.
Auch hier wird die gute Mischung aus Jung und Erfahren positive Auswirkungen haben und auch wenn Trainer Phil Neville nicht ganz richtig liegt mit seiner Annahme, Lucy Bronze sei die beste Spielerin der Welt, verfügt das Team über eine ganze Reihe herausragender Kickerinnen: Nikita Parris, Lucy Bronze, Jill Scott, Fran Kirby, Jodie Taylor und Co. werden es jedem Gegner schwer machen. So wird man auch den Ausfall von Jordan Nobbs verkraften können. Merkt euch die Namen, wenn ihr sie noch nicht kennt - ihr werdet sie häufiger hören.
Prognose: Halbfinale
Japan // Nein, Homara Sawa wird nicht mehr dabei sein. Die japanische Andrea Pirlo und Weltmeisterin von 2011 hat ihre Karriere 2015 nach 205 (!) Länderspielen beendet. Eine Legende, die höchste Anerkennung verdient. Sie hat Japan in die Weltspitze geführt, an die das Team den Anschluss nicht verlieren möchte. Die WM wird dafür wegweisend sein.
Ins Finale, wie 2015 wird es für die Asiatinnen diesmal nicht gehen, das werden andere Teams zu verhindern wissen. Dennoch: Der Weg nach oben führt über diese Mannschaft.
Aktuell spielen viele Japanerinnen beim selben Verein in der japanischen Liga (NTV Beleza), überhaupt nur zwei im Ausland: Saki Kumagai in Lyon und Rumi Utsugi bei Seattle Reign. Diese mangelnde Internationalisierung mag ein Schwachpunkt sein, macht das Team aber auch schwerer ausrechenbar. Dazu kommt, dass die Japanerinnen die Disziplin quasi erfunden haben. Sie werden auch diesmal ihre Hausaufgaben gemacht haben - nach den Sternen greifen sie diesen Sommer aber nicht.
Prognose: Viertelfinale
Schweden // Auch die Skandinavierinnen müssten sich in den letzten Jahren von einer Legende verabschieden: Lotta Schellin musste wegen einer chronischen Nackenverletzung 2017 ihre Laufbahn in der Nationalmannschaft beenden. Nach 185 Länderspielen und 88 Toren.
Der Auftritt vor einigen Wochen gegen Deutschland hat allerdings gezeigt, dass man den Anschluss an die Weltspitze mittlerweile ebenfalls verloren hat. Spielerinnen wie Caroline Seger, Fridolina Rolfö und natürlich Kosovare Asllani haben einiges auf dem Kasten und werden das zeigen wollen. Das wird aber nichts daran ändern, dass sich die schwedische Frauennationalmannschaft nach der heimischen Liga auch selbst von anderen Nationen überholen lassen muss. Um dem Trend entgegenzuwirken, wird sich einiges tun müssen. Hoffentlich zieht man aus der WM die richtigen Schlüsse.
Prognose: Achtelfinale
Niederlande // Die Oranje Leeuwinnen. Was haben die für einen Spaß gemacht 2017 bei der EM im eigenen Land und was für ein fantastisches Turnier gespielt. Gekrönt hat man sich - bescheiden, wie man ist - mit der Krone Europas. Nicht viele haben seinerzeit tatsächlich mit den aktuellen Europameisterinnen gerechnet.
Doch diese Unbeschwertheit und diesen Überraschungsfaktor wird man diesmal nicht nutzen können. Mit dem Titel vor zwei Jahren hat die Niederländerinnen diesmal jeder auf dem Zettel. Die Frage ist nur: Wie weit oben?
Läuft alles nach Plan, wird aus der Heimat viel Support mit anreisen, wird Vivianne Miedema Torschützenkönigin und die Mannschaft ein tolles Turnier spielen. Oder man wird auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Wegen mir muss Letzteres aber nicht sein; wegen mir können die Löwinnen sieben Spiele bestreiten. Erster Härtetest wird Kanada im letzten Gruppenspiel, quasi dem ersten Endspiel. Dort wird man sehen, wo man steht und wo die Reise für Daniëlle van de Donk, Sherida Spitze und Lieke Martens hingehen soll.
Prognose: Viertelfinale
Norwegen // Beide Hegerberg-Schwestern werden nicht dabei sein. Es ist - ohne bewerten zu wollen - schlicht traurig, dass mit Ada Hegerberg die Ballon D'or-Gewinnerin von 2018 nicht dabei sein wird, obwohl sich ihr Team qualifiziert hat. Die Hoffnungen lasten nun auf Caro Hansen, deren Weltklasse allein allerdings nicht ausreichen wird, um Norwegen wieder nach oben zu befördern.
Das sang- und klang- und punkt- und torlose Ausscheiden in der Vorrunde der EM 2017 könnte sich wiederholen. In der Gruppe spielt man gegen Frankreich, Südkorea und Nigeria - keine Laufkundschaft.
Wahrscheinlicher ist aber das relativ sichere Weiterkommen ins Achtelfinale. Ab dann wird man stets einen guten Tag brauchen.
Prognose: Viertelfinale
Brasilien // Bei dieser Mannschaft denkt man automatisch an Marta. Klar, sechsfache Weltfußballerin, fünfte WM-Teilnahme, WM-Rekord-Torschützin, etc. Doch beachtet bitte auch, dass eine Formiga 2019 mit 41 Jahren zum siebten Mal (zuerst 1995!) in einen WM-Kader berufen wurde. Die Abhängigkeit von diesen Veteraninnen ist allerdings auch ein Problem. Pauschal formuliert sind die besten Spielerinnen zu alt. Der Umbruch muss her. Ob der gelingt, steht in den Sternen.
Die Ansprüche dürften wie immer hoch sein, doch die sind so unpassend wie Martas Auszeichnung zur FIFA-Weltfußballerin 2018 und werden entsprechend nicht erfüllt werden.
Prognose: Achtelfinale
Kanada // Die US-Dauerrivalinnen sind eine Macht, mit der man immer rechnen muss. Kanada hat in den letzten Jahren auf sich aufmerksam gemacht - zumindest empfindet man das so. Tatsächlich ist die Bronzemedaille bei Olympia 2012 das einzig Ausrufezeichenwürdige. Geht es diesmal weiter?
Möglich, aber nicht wahrscheinlich. Kanada kratzt eigentlich stets am Rang der Top-Nationen, dafür ist die Mannschaft aber punktuell nicht mit ausreichend Qualität besetzt. Trotzdem gibt's noch eine Christine Sinclair, die wiederum von ihrer Qualität scheinbar gar nichts eingebüßt hat und ziemlich sicher auch diesen Sommer in Frankreich treffen wird.
Dennoch sollten die Kanadierinnen nicht ihr gesamtes Spiel auf diese Ausnahmespielerin auslegen. Mit Jordyn Hiutema und Jessie Fleming verfügt man außerdem über Top-Talente, deren Durchbruch nicht weit ist.
Prognose: Viertelfinale
Spanien // Wirklich? Ja, wirklich. Die Spanierinnen werden bald auch im Frauenfußball zur Weltspitze gehören. Im Jugendbereich räumen die U-Mannschaften seit Jahren einen Titel nach dem anderen ab. Das spanische Spiel orientiert sich stark am ballorientierten der Herren. Das funktioniert nicht immer optimal, weil aktuell teilweise noch die fußballerische Qualität fehlt.
Das wird allerdings nicht so bleiben. Die Ibererinnen haben in den letzten Jahren einen enormen Sprung gemacht, sich souverän für die WM und ohne Punktverlust qualifiziert und sind in der Lage, jeden Gegner zu ärgern, kürzlich auch die die deutsche Mannschaft in Horst Hrubeschs letztem Spiel (0:0).
Und sie haben mit Vicky Losada eine der (für mich) unterschätztesten Spielerinnen der Welt. Die Mittelfeldakteurin ist Dreh- und Angelpunkt im Aufbauspiel und dazu noch torgefährlich. Auch auf eine Alexia Putellas und eine Jennifer Hermoso wird zu achten sein.
Prognose: Geheimfavorit
Australien // Erfahrene Spielerinnen und eine der torgefährlichsten Stürmerinnen der Welt. Sam Kerrs Australierinnen darf man ruhig auf dem Zettel haben - ebenso wie die Namen Caitlin Foord, Emily van Egmond, Alanna Kennedy oder Steph Catley.
Ein nicht unerheblicher Teil des Kaders spielt in der US-Profiliga und hat dort im Alltag wirklich ordentliche Bedingungen. Doch obwohl sich der australische Frauenfußball eine Zeit lang stetig weiterentwickelte, scheint er aktuell etwas zu stagnieren, auch wenn immer wieder Achtungserfolge eingefahren werden konnten.
Trotzdem: Der zur Unzeit stattgefundene Trainerwechsel Anfang des Jahres dürfte kaum für Aufbruchstimmung gesorgt haben. Doch im Fußball können gerade durch solche Umstände die besonderen Geschichten geschrieben werden.
Ob das passieren wird? Das Team von Ante Milicic ist für mich zu mehr in der Lage, als es - auch jüngst - zeigt. In der KO-Runde wird es auch hier auf den Gegner ankommen - der dann hoffentlich nicht Niederlande heißt.
Prognose: keine
/br.
Da es hier in Leipzig wochenlang nur das DFB-Pokalfinale (der Männer) als Thema gab, konnte ich einen solchen Stammtisch leider auch nach Wochen intensivster Sucher nicht finden.
Also diskutiere ich mit euch geneigten Lesern ein bisschen bzw. tue einfach mal meine Meinung dahingehend kund, wer für mich zu den Teams zählt, die realistische Chancen auf den Titel haben und auch solche, die eine größere Rolle spielen könnten.
Eines noch vorweg: Bei den Prognosen bin ich nicht auf eventuelle Aufeinandertreffen während der KO-Phase eingegangen.
USA // Die von Jill Ellis trainierten US-Girls sind die amtierenden Weltmeisterinnen und wollen das natürlich auch bleiben. Die Chancen stehen nicht schlecht, denn Alex Morgan und Co. spielen seit vielen Jahren erfolgreich zusammen - tatsächlich aber auch schon so lange, dass nach der WM wohl einige Spielerinnen ihren Abschied verkünden dürften. Carli Lloyd, Megan Rapinoe, Becky Sauerbrunn, Ali Krieger sind teils deutlich über dreißig. Könnte die Überalterung ein Problem sein? Eher unwahrscheinlich. Auch wenn Lloyd nicht mehr ganz die Weltklasse von 2015 mitbringt, gehört sie immer noch zu den Besten, die es gibt, während Rapinoe tatsächlich die Beste der Welt ist. Und über mangelnden Nachwuchs kann man sich ebenso nicht beschweren.
Überhaupt ist der US-Kader wohl der individuell am stärksten besetzte, von der Torhüter-Position abgesehen. Genau dieses Wissen könnte die Mannschaft aber auch in eine gewisse Selbstverständlichkeit führen, die sie zum stolpern bringt. Doch auch wenn das passiert, sprechen wir hier immer noch von den US-Girls, denen man eines definitiv zugestehen muss:
Sie geben niemals auf. Niemals.
Prognose: Finale
Deutschland // Die deutsche Mannschaft hat keinen catchy Spitznamen à la US-Girls, Lionesses, Oranje Leeuwinnen oder ähnliches, aber dafür den frechsten, provokantesten und schon echt geilsten Werbespot aller Teilnehmerinnen. Außerdem hat sie mit Martina Voss-Tecklenburg die vermutlich einzige Trainerin bei dieser WM, die sich mit ihrem Team (Schweiz) nicht für Frankreich qualifizieren konnte - und trotzdem dabei ist.
Und sie hat Dzsenifer Maroszan.
Doch die deutsche Auswahl auf eine einzige Spielerin herunterzubrechen, wird ihr nicht annähernd gerecht. Da ich auf die einzelnen Nominierungen bereits in einem anderen Beitrag (hier und hier) eingegangen bin, verzichte ich an dieser Stelle darauf und bemerke: Für Deutschland ist bei der WM alles drin. Ein für alle völlig überraschendes Ausscheiden in der Vorrunde wird es nicht geben, ab dem Achtelfinale kommt es auf Gegner und Tagesform an. Ein gutes Turnier ist auf jeden Fall möglich und hierfür wünsche ich unserem Team den größtmöglichen Erfolg. Nicht, weil der DFB sich in den vergangen Jahren so aufgerieben hat für den Frauenfußball. Sondern weil die Mädels im weiß-schwarz-rot-goldenen Trikot großartige junge Frauen sind, die ihr letztes Hemd für ihren Sport geben und sich eine tolle WM einfach verdient haben.
Prognose: Halbfinale
Frankreich // Deutschland im Sommer 2011. Ein neues Sommermärchen sollte es werden. Die Weltmeisterschaft im eigenen Land. Das souveräne Weiterkommen in der Vorrunde mit drei Siegen gegen Frankreich, Kanada und Nigeria. Der dritte Titel vor Augen. Öffentliche Aufmerksamkeit wie nie. Und dann das Aus nach Verlängerung gegen Japan (Lena Goeßling wird sich schmerzlich erinnern).
Dass die am Ende Weltmeisterinnen wurden, änderte nichts daran, dass ein Ausscheiden im Viertelfinale eine Enttäuschung war. Der geplante Boom blieb aus. Auch die Zuschauer in der Frauen-Bundesliga in der Folge. In der Retrospektive mutet das Turnier hierzulande wie ein Bruch an.
Warum ich das bei Frankreich schreibe? Nicht weil ich in der Zeile verrutscht bin, sondern weil die Voraussetzungen für mich bei den Französinnen zum Teil ähnlich sind. Frauenfußball ist im Kommen, man stellt die beste Vereinsmannschaft Europas (O. Lyon) und hat großartige Spielerinnen, die nun zum großen Turnier im eigenen Land antreten. Das ist nicht nur eine tolle Präsentationsmöglichkeit und Ehre, sondern auch sehr viel Druck. Die Erwartungshaltung wird enorm sein.
Wenn es der Mannschaft von Corinne Diacre gelingt, den medialen Druck auszublenden und den Hype zu nutzen, kann es für Frankreich ganz nach oben gehen. So sehr es mich schmerzt, das nach dem Diebstahl von Elsaß-Lothringen ( ;) ) zu sagen: Ich würde es Ihnen gönnen.
Wendie Renard, Amandine Henry, Eugénie Le Sommer, Sarah Bouhaddi, Delphine Cascarino - ich könnte noch eine Weile lang weitermachen. Die französische Auswahl ist gespickt mit erfahrenen und talentierten Spielerinnen, die jeden Gegner schlagen können.
Und diesmal werden sie das auch.
Prognose: Weltmeisterinnen
England // Wer (internationalen) Frauenfußball verfolgt, dürfte die großartige Aktion des englischen Verbandes mitbekommen (und gefeiert) haben. Jede Spielerin bekam einen prominenten "Paten" - von Prinz William über David Beckham bis Emma Watson -, der in kurzen Videos öffentlich die Nominierung der jeweiligen Akteurin preisgab. Es ist nicht schwer zu begreifen, dass sich die Lionesses eine Menge vorgenommen haben und aus der Heimat kräftig unterstützt werden sollen. Getränkehersteller Lucozade Sport hat mit den Engländerinnen (ähnlich wie die Commerzbank mit dem DFB) kürzlich noch einen Werbespot nachgelegt, der mir Gänsehaut bereitete und mich auf das Team heiß macht.
Bei dem ganzen Aufbau wäre ein zeitiges Ausscheiden eine herbe Enttäuschung, doch das wird nicht passieren.
Die Ladies von der Insel sind längst in der Weltklasse angekommen. Spätestens der Sieg beim auch dieses Jahr hochkarätig besetzten SheBelieves-Cup (USA, Japan, Brasilien) untermauert die Ansprüche.
Auch hier wird die gute Mischung aus Jung und Erfahren positive Auswirkungen haben und auch wenn Trainer Phil Neville nicht ganz richtig liegt mit seiner Annahme, Lucy Bronze sei die beste Spielerin der Welt, verfügt das Team über eine ganze Reihe herausragender Kickerinnen: Nikita Parris, Lucy Bronze, Jill Scott, Fran Kirby, Jodie Taylor und Co. werden es jedem Gegner schwer machen. So wird man auch den Ausfall von Jordan Nobbs verkraften können. Merkt euch die Namen, wenn ihr sie noch nicht kennt - ihr werdet sie häufiger hören.
Prognose: Halbfinale
Japan // Nein, Homara Sawa wird nicht mehr dabei sein. Die japanische Andrea Pirlo und Weltmeisterin von 2011 hat ihre Karriere 2015 nach 205 (!) Länderspielen beendet. Eine Legende, die höchste Anerkennung verdient. Sie hat Japan in die Weltspitze geführt, an die das Team den Anschluss nicht verlieren möchte. Die WM wird dafür wegweisend sein.
Ins Finale, wie 2015 wird es für die Asiatinnen diesmal nicht gehen, das werden andere Teams zu verhindern wissen. Dennoch: Der Weg nach oben führt über diese Mannschaft.
Aktuell spielen viele Japanerinnen beim selben Verein in der japanischen Liga (NTV Beleza), überhaupt nur zwei im Ausland: Saki Kumagai in Lyon und Rumi Utsugi bei Seattle Reign. Diese mangelnde Internationalisierung mag ein Schwachpunkt sein, macht das Team aber auch schwerer ausrechenbar. Dazu kommt, dass die Japanerinnen die Disziplin quasi erfunden haben. Sie werden auch diesmal ihre Hausaufgaben gemacht haben - nach den Sternen greifen sie diesen Sommer aber nicht.
Prognose: Viertelfinale
Schweden // Auch die Skandinavierinnen müssten sich in den letzten Jahren von einer Legende verabschieden: Lotta Schellin musste wegen einer chronischen Nackenverletzung 2017 ihre Laufbahn in der Nationalmannschaft beenden. Nach 185 Länderspielen und 88 Toren.
Der Auftritt vor einigen Wochen gegen Deutschland hat allerdings gezeigt, dass man den Anschluss an die Weltspitze mittlerweile ebenfalls verloren hat. Spielerinnen wie Caroline Seger, Fridolina Rolfö und natürlich Kosovare Asllani haben einiges auf dem Kasten und werden das zeigen wollen. Das wird aber nichts daran ändern, dass sich die schwedische Frauennationalmannschaft nach der heimischen Liga auch selbst von anderen Nationen überholen lassen muss. Um dem Trend entgegenzuwirken, wird sich einiges tun müssen. Hoffentlich zieht man aus der WM die richtigen Schlüsse.
Prognose: Achtelfinale
Niederlande // Die Oranje Leeuwinnen. Was haben die für einen Spaß gemacht 2017 bei der EM im eigenen Land und was für ein fantastisches Turnier gespielt. Gekrönt hat man sich - bescheiden, wie man ist - mit der Krone Europas. Nicht viele haben seinerzeit tatsächlich mit den aktuellen Europameisterinnen gerechnet.
Doch diese Unbeschwertheit und diesen Überraschungsfaktor wird man diesmal nicht nutzen können. Mit dem Titel vor zwei Jahren hat die Niederländerinnen diesmal jeder auf dem Zettel. Die Frage ist nur: Wie weit oben?
Läuft alles nach Plan, wird aus der Heimat viel Support mit anreisen, wird Vivianne Miedema Torschützenkönigin und die Mannschaft ein tolles Turnier spielen. Oder man wird auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Wegen mir muss Letzteres aber nicht sein; wegen mir können die Löwinnen sieben Spiele bestreiten. Erster Härtetest wird Kanada im letzten Gruppenspiel, quasi dem ersten Endspiel. Dort wird man sehen, wo man steht und wo die Reise für Daniëlle van de Donk, Sherida Spitze und Lieke Martens hingehen soll.
Prognose: Viertelfinale
Norwegen // Beide Hegerberg-Schwestern werden nicht dabei sein. Es ist - ohne bewerten zu wollen - schlicht traurig, dass mit Ada Hegerberg die Ballon D'or-Gewinnerin von 2018 nicht dabei sein wird, obwohl sich ihr Team qualifiziert hat. Die Hoffnungen lasten nun auf Caro Hansen, deren Weltklasse allein allerdings nicht ausreichen wird, um Norwegen wieder nach oben zu befördern.
Das sang- und klang- und punkt- und torlose Ausscheiden in der Vorrunde der EM 2017 könnte sich wiederholen. In der Gruppe spielt man gegen Frankreich, Südkorea und Nigeria - keine Laufkundschaft.
Wahrscheinlicher ist aber das relativ sichere Weiterkommen ins Achtelfinale. Ab dann wird man stets einen guten Tag brauchen.
Prognose: Viertelfinale
Brasilien // Bei dieser Mannschaft denkt man automatisch an Marta. Klar, sechsfache Weltfußballerin, fünfte WM-Teilnahme, WM-Rekord-Torschützin, etc. Doch beachtet bitte auch, dass eine Formiga 2019 mit 41 Jahren zum siebten Mal (zuerst 1995!) in einen WM-Kader berufen wurde. Die Abhängigkeit von diesen Veteraninnen ist allerdings auch ein Problem. Pauschal formuliert sind die besten Spielerinnen zu alt. Der Umbruch muss her. Ob der gelingt, steht in den Sternen.
Die Ansprüche dürften wie immer hoch sein, doch die sind so unpassend wie Martas Auszeichnung zur FIFA-Weltfußballerin 2018 und werden entsprechend nicht erfüllt werden.
Prognose: Achtelfinale
Kanada // Die US-Dauerrivalinnen sind eine Macht, mit der man immer rechnen muss. Kanada hat in den letzten Jahren auf sich aufmerksam gemacht - zumindest empfindet man das so. Tatsächlich ist die Bronzemedaille bei Olympia 2012 das einzig Ausrufezeichenwürdige. Geht es diesmal weiter?
Möglich, aber nicht wahrscheinlich. Kanada kratzt eigentlich stets am Rang der Top-Nationen, dafür ist die Mannschaft aber punktuell nicht mit ausreichend Qualität besetzt. Trotzdem gibt's noch eine Christine Sinclair, die wiederum von ihrer Qualität scheinbar gar nichts eingebüßt hat und ziemlich sicher auch diesen Sommer in Frankreich treffen wird.
Dennoch sollten die Kanadierinnen nicht ihr gesamtes Spiel auf diese Ausnahmespielerin auslegen. Mit Jordyn Hiutema und Jessie Fleming verfügt man außerdem über Top-Talente, deren Durchbruch nicht weit ist.
Prognose: Viertelfinale
Spanien // Wirklich? Ja, wirklich. Die Spanierinnen werden bald auch im Frauenfußball zur Weltspitze gehören. Im Jugendbereich räumen die U-Mannschaften seit Jahren einen Titel nach dem anderen ab. Das spanische Spiel orientiert sich stark am ballorientierten der Herren. Das funktioniert nicht immer optimal, weil aktuell teilweise noch die fußballerische Qualität fehlt.
Das wird allerdings nicht so bleiben. Die Ibererinnen haben in den letzten Jahren einen enormen Sprung gemacht, sich souverän für die WM und ohne Punktverlust qualifiziert und sind in der Lage, jeden Gegner zu ärgern, kürzlich auch die die deutsche Mannschaft in Horst Hrubeschs letztem Spiel (0:0).
Und sie haben mit Vicky Losada eine der (für mich) unterschätztesten Spielerinnen der Welt. Die Mittelfeldakteurin ist Dreh- und Angelpunkt im Aufbauspiel und dazu noch torgefährlich. Auch auf eine Alexia Putellas und eine Jennifer Hermoso wird zu achten sein.
Prognose: Geheimfavorit
Australien // Erfahrene Spielerinnen und eine der torgefährlichsten Stürmerinnen der Welt. Sam Kerrs Australierinnen darf man ruhig auf dem Zettel haben - ebenso wie die Namen Caitlin Foord, Emily van Egmond, Alanna Kennedy oder Steph Catley.
Ein nicht unerheblicher Teil des Kaders spielt in der US-Profiliga und hat dort im Alltag wirklich ordentliche Bedingungen. Doch obwohl sich der australische Frauenfußball eine Zeit lang stetig weiterentwickelte, scheint er aktuell etwas zu stagnieren, auch wenn immer wieder Achtungserfolge eingefahren werden konnten.
Trotzdem: Der zur Unzeit stattgefundene Trainerwechsel Anfang des Jahres dürfte kaum für Aufbruchstimmung gesorgt haben. Doch im Fußball können gerade durch solche Umstände die besonderen Geschichten geschrieben werden.
Ob das passieren wird? Das Team von Ante Milicic ist für mich zu mehr in der Lage, als es - auch jüngst - zeigt. In der KO-Runde wird es auch hier auf den Gegner ankommen - der dann hoffentlich nicht Niederlande heißt.
Prognose: keine
/br.
Donnerstag, 16. Mai 2019
Der DFB-Kader für die Frauen-WM // Analyse (MITTELFELD/ANGRIFF)
Und weiter geht's im Mittelfeld bzw. Angriff:
Lena Oberdorf // Wird hoffentlich von Verletzungen verschont bleiben und hat dann eine große Karriere vor sich. Mit gerade einmal 17 Jahren fährt sie - wie einst Pelé - zu einer WM. Das mag einige überraschen, aber Voss-Tecklenburg hat bei ihr klare Linie gezeigt. Die Nominierung hat das bestätigt und Oberdorf wird dies auf dem Platz tun. Wer gesehen hat, wie sie eine Kosovare Asllani (sauber) abgegrätscht hat, kann eigentlich keine Zweifel an ihrer Benennung haben.
Lea Schüller // Die zurzeit torgefährlichste Nationalspielerin kommt natürlich auch mit. Ihren Torriecher und ihre Abschlussstärke muss man nicht mehr gesondert herausheben. Sie wird Tore für Deutschland schießen in Frankreich. Mehrere.
Svenja Huth // Es gibt nicht viele Spielerinnen, die derart viel arbeiten für ihr Team, wie Huth. Eine tolle Spielerin, großartige Kämpferin, zurecht Co-Kapitänin. Sie bringt alles von Erfahrung über Können mit. Ohne sie würde Voss-Tecklenburg wohl auch zu Hause bleiben.
Dzsenifer Marozsán // Was soll man zu Maro noch sagen? Hat nach dem Training mit Lyon letzte Woche kurz die Meisterschaft gefeiert und wird kommendes Wochenende kurz zum vierten Mal die Champions League gewinnen. War letztes Jahr schwer erkrankt und konnte ihre Fähigkeiten unter Jones nur bedingt abrufen - ist jetzt aber wieder da und wird Dreh- und Angelpunkt im deutschen Offensivspiel.
Alexandra Popp // So, wie Lena Goeßling alles hinter der Mittellinie spielen kann, kann Poppi alles davor. Die wuchtige Offensiv-Allrounderin ist zurecht die Kapitänin des deutschen Teams und in quasi jeder Situation eine Waffe. Eine nahezu komplette Spielerin.
Sara Däbritz // Mit 24 Jahren schon 59 Länderspiele absolviert zu haben, zeigt bereits, wie wichtig Däbritz für's deutsche Team ist. Gern bissig nach hinten und möglichst zielstrebig nach vorn ist sie genauso für die Kreation von Chancen zuständig, wie Marozsan. Enttäsucht selten und wird wichtig für die Mannschaft.
Linda Dallmann // Noch so ein Verletzungsfall. Hat die Saison wenig gespielt, auch zuletzt. Die Erfahrung zeit aber, dass man immer auf sie setzen kann. Dallmann macht immer nen ordentlichen Job, das weiß auch Voss-Tecklenburg und nimmt sie daher auch zurecht mit.
Verena Schweers // Für mich eine Wackelkandidatin, wenn ich offen bin. Die Flügelspielerin sehe ich eher in der Defensive und dort nicht immer sicher. Schweers ist eine enorm engagierte Spielerin, die aber gelegentlich gegen schnelle Spielerinnen keine gute Figur macht. Bei ihrer Erfahrung sollte sie das aber mit gutem Stellungsspiel wettmachen können.
Melanie Leupolz // Hier bin ich voreingenommen. Mel ist wohl meine Lieblingsspielerin (sorry, Daniëlle van de Donk); sehr fleißig, sicheres Passspiel, (manchmal zu) harte Zweikampfführung. Ich würde gegen eine Leupolz nicht spielen wollen. Die Bayern-Kapitänin ist oft fast unauffällig, aber so wichtig und hat nach ihrer langen Verletzung eine gute Saison für München gespielt. Ist sie fit, ist sie kaum zu ersetzen.
Klara Bühl // Auch erst 18 Jahre jung gehört die Freiburger Stürmerin zu den "jungen Wilden" im Team, deren Nominierung aber eher einem "gewöhn' dich schon mal an die Nationalmannschaft" geschuldet ist. Mit Popp, Huth oder Schüller kann sie noch nicht mithalten, aber der große Sprung bei einer Weltmeisterschaft ist ihr durchaus zuzutrauen.
Lina Magull // Die Münchnerin wird beim FC Bayern zukünftig eine noch wichtigere Rolle spielen, wenn Däbritz im Sommer den Verein verlassen und sich PSG anschließen wird. Da man die Nationalmannschaft aber nicht wechseln kann, ist es bei der WM anders. Die Offensivspielerin wird aber sicher ihre Einsätze bekommen und die wird sie ordentlich bestreiten.
Turid Knaak // Knaak hat mit der SGS Essen eine richtig gute Saison gespielt, in der Nationalelf aber noch nicht viele Bewährungsproben bekommen, nachdem sie seit der U-15 alle Auswahlteams durchlaufen hat. Trotz der vielleicht fehlenden internationalen Erfahrung kann sie durchaus Impulse geben, wird aber wohl keine regelmäßige Wahl für die Startaufstellung.
---
Wer fehlt?
Zumindest mir persönlich: Felicitas Rauch. Die Nichtberücksichtigung wird für sie ein Rückschlag sein, den sie hoffentlich sportlich nehmen kann. Ist hoffentlich besser darauf "vorbereitet" worden, als ich (Echt mal, #MVT, das hätten Sie mir sagen können!), sonst dürfte sie das schwer getroffen haben. Voss-Tecklenburg erwähnte bei der PK am 14.05.2019, dass Leonie Maier sehr knapp das Rennen vor Rauch gemacht hat. Wusste zwar gar nicht, dass Maier am Rennen teilnahm, aber sei's drum.
Außerdem: Simone Laudehr. Sie gehört für mich einfach zur Nationalmannschaft. Ihre Nichtberücksichtigung wurde weder kommentiert noch hinterfragt. Die Enttäuschung behaupte ich aus Ihrem Instagram-Post vom 14.05.2019 herauslesen zu können, in dem sie gleichwohl mehr Wörle und Jones kritisiert. Wenn man ganz ehrlich ist, muss man aber wohl konstatieren, dass Laudehr vielleicht wieder fit, aber insgesamt noch nicht wieder bei hundert Prozent ist. Ich kann die Entscheidung nachvollziehen, hätte es mir aber anders gewünscht. Dass Simon ihre Karriere in der Nationalmannschaft jetzt beendet mag trotzig anmuten, aber sie wird es als Signal gewertet haben, dass sie für Voss-Tecklenburgs Planungen keine Rolle mehr spielt und ist insoweit verständlich. Danke, Simone Laudehr, für viele tolle Jahre in der Nationalelf, für alles, was du für diesen Sport getan und ertragen und wie du dich aus jedem Tief wieder herausgezogen hast. Und alles Gute für die Zukunft!
Insgesamt dürfte der Kader keinen Sturm der Entrüstung nach sich ziehen, die Nominierungen entsprechen größtenteils dem Personal, auf das Martina Voss-Tecklenburg auch in ihren ersten Partien mit der DFB-Elf gesetzt hat. Größte Überraschung bleibt für mich die Benennung von Leonie Maier statt Felicitas Rauch sowie irgendwie auch die Mitnahme von Laura Benkarth - Eine Lisa Schmitz wäre nach meinem Dafürhalten die sicherere Wahl gewesen.
Bleibt der Blick auf die möglichen Startaufstellungen, der freilich abhängig von Gegner und System ist. Bisher lies die Trainerin in drei Spielen mit drei mehr oder weniger verschiedenen Systemen spielen. Eine gezielt offensive Variante mit bevorzugt zwei Stürmerinnen könnte beispielsweise ein 3-5-2 sein (Variante 1):
Oder was anderes. Varianten gibt's personell und im System genügend. Huth könnte hier auch links und Gwinn stattdessen rechts. Ein 4-2-3-1 mit den gleichen Personal ist ebenfalls vorstellbar (Variante 2).
/br.
Lena Oberdorf // Wird hoffentlich von Verletzungen verschont bleiben und hat dann eine große Karriere vor sich. Mit gerade einmal 17 Jahren fährt sie - wie einst Pelé - zu einer WM. Das mag einige überraschen, aber Voss-Tecklenburg hat bei ihr klare Linie gezeigt. Die Nominierung hat das bestätigt und Oberdorf wird dies auf dem Platz tun. Wer gesehen hat, wie sie eine Kosovare Asllani (sauber) abgegrätscht hat, kann eigentlich keine Zweifel an ihrer Benennung haben.
Lea Schüller // Die zurzeit torgefährlichste Nationalspielerin kommt natürlich auch mit. Ihren Torriecher und ihre Abschlussstärke muss man nicht mehr gesondert herausheben. Sie wird Tore für Deutschland schießen in Frankreich. Mehrere.
Svenja Huth // Es gibt nicht viele Spielerinnen, die derart viel arbeiten für ihr Team, wie Huth. Eine tolle Spielerin, großartige Kämpferin, zurecht Co-Kapitänin. Sie bringt alles von Erfahrung über Können mit. Ohne sie würde Voss-Tecklenburg wohl auch zu Hause bleiben.
Alexandra Popp // So, wie Lena Goeßling alles hinter der Mittellinie spielen kann, kann Poppi alles davor. Die wuchtige Offensiv-Allrounderin ist zurecht die Kapitänin des deutschen Teams und in quasi jeder Situation eine Waffe. Eine nahezu komplette Spielerin.
Sara Däbritz // Mit 24 Jahren schon 59 Länderspiele absolviert zu haben, zeigt bereits, wie wichtig Däbritz für's deutsche Team ist. Gern bissig nach hinten und möglichst zielstrebig nach vorn ist sie genauso für die Kreation von Chancen zuständig, wie Marozsan. Enttäsucht selten und wird wichtig für die Mannschaft.
Linda Dallmann // Noch so ein Verletzungsfall. Hat die Saison wenig gespielt, auch zuletzt. Die Erfahrung zeit aber, dass man immer auf sie setzen kann. Dallmann macht immer nen ordentlichen Job, das weiß auch Voss-Tecklenburg und nimmt sie daher auch zurecht mit.
Verena Schweers // Für mich eine Wackelkandidatin, wenn ich offen bin. Die Flügelspielerin sehe ich eher in der Defensive und dort nicht immer sicher. Schweers ist eine enorm engagierte Spielerin, die aber gelegentlich gegen schnelle Spielerinnen keine gute Figur macht. Bei ihrer Erfahrung sollte sie das aber mit gutem Stellungsspiel wettmachen können.
Klara Bühl // Auch erst 18 Jahre jung gehört die Freiburger Stürmerin zu den "jungen Wilden" im Team, deren Nominierung aber eher einem "gewöhn' dich schon mal an die Nationalmannschaft" geschuldet ist. Mit Popp, Huth oder Schüller kann sie noch nicht mithalten, aber der große Sprung bei einer Weltmeisterschaft ist ihr durchaus zuzutrauen.
Lina Magull // Die Münchnerin wird beim FC Bayern zukünftig eine noch wichtigere Rolle spielen, wenn Däbritz im Sommer den Verein verlassen und sich PSG anschließen wird. Da man die Nationalmannschaft aber nicht wechseln kann, ist es bei der WM anders. Die Offensivspielerin wird aber sicher ihre Einsätze bekommen und die wird sie ordentlich bestreiten.
Turid Knaak // Knaak hat mit der SGS Essen eine richtig gute Saison gespielt, in der Nationalelf aber noch nicht viele Bewährungsproben bekommen, nachdem sie seit der U-15 alle Auswahlteams durchlaufen hat. Trotz der vielleicht fehlenden internationalen Erfahrung kann sie durchaus Impulse geben, wird aber wohl keine regelmäßige Wahl für die Startaufstellung.
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Wer fehlt?
Zumindest mir persönlich: Felicitas Rauch. Die Nichtberücksichtigung wird für sie ein Rückschlag sein, den sie hoffentlich sportlich nehmen kann. Ist hoffentlich besser darauf "vorbereitet" worden, als ich (Echt mal, #MVT, das hätten Sie mir sagen können!), sonst dürfte sie das schwer getroffen haben. Voss-Tecklenburg erwähnte bei der PK am 14.05.2019, dass Leonie Maier sehr knapp das Rennen vor Rauch gemacht hat. Wusste zwar gar nicht, dass Maier am Rennen teilnahm, aber sei's drum.
Insgesamt dürfte der Kader keinen Sturm der Entrüstung nach sich ziehen, die Nominierungen entsprechen größtenteils dem Personal, auf das Martina Voss-Tecklenburg auch in ihren ersten Partien mit der DFB-Elf gesetzt hat. Größte Überraschung bleibt für mich die Benennung von Leonie Maier statt Felicitas Rauch sowie irgendwie auch die Mitnahme von Laura Benkarth - Eine Lisa Schmitz wäre nach meinem Dafürhalten die sicherere Wahl gewesen.
Bleibt der Blick auf die möglichen Startaufstellungen, der freilich abhängig von Gegner und System ist. Bisher lies die Trainerin in drei Spielen mit drei mehr oder weniger verschiedenen Systemen spielen. Eine gezielt offensive Variante mit bevorzugt zwei Stürmerinnen könnte beispielsweise ein 3-5-2 sein (Variante 1):
Variante 1 |
Variante 2 |
Oder was anderes. Varianten gibt's personell und im System genügend. Huth könnte hier auch links und Gwinn stattdessen rechts. Ein 4-2-3-1 mit den gleichen Personal ist ebenfalls vorstellbar (Variante 2).
Der Möglichkeiten sind da viele. Insbesondere im Defensivbereich wird Voss-Tecklenburg aber darum bemüht sein, zeitnah eine gut zusammenpassende und daher fest zusammenspielende Gruppe zu finden.
Offensiv wird man durch gelegentliche Wechselspielchen einigermaßen unberechenbar bleiben können. Die meisten deutschen Angriffsspielerinnen haben die Qualität, im Spiel einen Unterschied zu machen und die DFB-Auswahl an sich ist in der Lage, jeden Gegner zu schlagen. Ob das letztlich gelingen wird, bleibt abzuwarten. Es wird nicht immer alles klappen und Rückschläge gehören dazu. Dennoch ist alles möglich und Deutschland zum Favoritenkreis zu zählen. Doch deren Kreis ist in den letzten Jahren größer geworden - und gewinnen kann immer nur eine Mannschaft.
/br.
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